Ostrów Tumski, die Dominsel von Breslau, bildet auch heute, hundert Jahre nach der Gründung des Viertels, das religiöse Zentrum der Stadt. Erkunden Sie die Kathedrale und die Kirchen tagsüber und schlendern Sie abends, wenn die antiken Gaslampen das Kopfsteinpflaster erhellen, durch die Katedralna-Straße.
Aus der Innenstadt von Breslau kommend überqueren Sie die Oder, auf Polnisch Odra, um zur Dominsel zu gelangen. Die ursprünglichen Holzbrücken der Insel waren einst Teil der Bernsteinstraße, einer alten Handelsstraße, die Venedig mit dem Baltikum verband.
Die einstige Insel in Niederschlesien wurde zunächst von den Slensanen, einem slawischen Volk, besiedelt. Im 11. Jahrhundert war sie ein Rückzugsort der Piasten-Dynastie, die auf der Insel eine Burg und eine Kathedrale errichtete. Drei Jahrhunderte später wurde die Stadt von Herzog Heinrich IV. südlich des Flusses weiter ausgebaut, die Kathedrale blieb jedoch erhalten. Bis Napoleons Truppen um 1808 die Herrschaft übernahmen, wurde die Dominsel von der katholischen Kirche regiert.
Im Frühling oder Sommer bietet sich der Botanische Garten der Universität von Breslau (Ogród Botaniczny) als Ausgangspunkt für den Stadtrundgang an. Hier ist auch erkennbar, dass die Dominsel heute keine Insel mehr ist. Der weitläufige Garten befindet sich nämlich an der Stelle eines ehemaligen Nebenflusses der Oder, der 1810 von den französischen Truppen Napoleons mit den Trümmern der sternförmigen Festung der Insel zugeschüttet wurde.
In der zentralen Katedralna-Straße befindet sich die Kathedrale St. Johannes der Täufer (Katedra św. Jana Chrzciciela) mit ihren gotischen Zwillingstürmen und den grünen Dächern. Im ihrem Inneren erwarten Sie beeindruckende Glasfenster, ein Altarbild aus dem 16. Jahrhundert und eine der größten Orgeln Polens. Wer mit dem Aufzug zum Turm hinauf fährt, genießt eine der besten Aussichten über Breslau.
Direkt vor dem Hauptportal der Kathedrale befindet sich der ehemalige Erzbischöfliche Palast, der das Erzdiözese-Museum beherbergt. Etwas weiter die Katedralna-Straße hinauf steht das Denkmal von Johannes Nepomuk mit der Stiftskirche zum Heiligen Kreuz im Hintergrund. Nach einem gemütlichen Abendessen in einem der Straßencafés folgen Sie der Straße zur St.-Peter-und-Paul-Kirche.
Ein Lampenanzünder macht hier noch jede Nacht seine Runde. Für ein romantisches Erlebnis nach dem Abendessen sorgt das Überqueren der „Liebesbrücke“, der Dombrücke. Von hier aus gelangen Sie über die Sandinsel (Wyspa Piasek) zurück in die Stadt.